Auch in der Woche nach dem TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz gibt es so gut wie keine VerĂ€nderung bei der Frage, wen man am liebsten als Bundeskanzler/in hĂ€tte. Weiterhin liegt Friedrich Merz mit 33 Prozent (plus 1 im Vergleich zur Vorwoche) klar vor Robert Habeck mit 24 Prozent (unverĂ€ndert), Olaf Scholz mit 17 Prozent (minus 1) und Alice Weidel mit 14 Prozent (plus1) (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiĂ nicht“).
Bei der Bewertung verschiedener Eigenschaften der Kanzlerkandidaten kann Friedrich Merz bei Sachkompetenz punkten: 27 Prozent der Befragten bescheinigen ihm den meisten Sachverstand, 21 Prozent nennen hier Olaf Scholz, 14 Prozent Robert Habeck und 13 Prozent Alice Weidel. Am sympathischsten finden die Befragten jedoch mit deutlichem Abstand Robert Habeck (38 Prozent), gefolgt von Alice Weidel (14 Prozent), Friedrich Merz (12 Prozent) und Olaf Scholz (12 Prozent). Jeweils 15 Prozent sehen bei diesen beiden Eigenschaften keinen Unterschied zwischen den vier Kandidaten. Auch in Sachen GlaubwĂŒrdigkeit liegt Robert Habeck vorn (25 Prozent). 17 Prozent halten Friedrich Merz fĂŒr am glaubwĂŒrdigsten und jeweils 14 Prozent Olaf Scholz beziehungsweise Alice Weidel (kein Unterschied: 21 Prozent).
Top Ten: Fast alle können sich verbessern
Bei der Beurteilung von Politikerinnen und Politikern nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) steht Verteidigungsminister Boris Pistorius nach wie vor mit Abstand auf Platz eins. Er wird auf der Skala von +5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 1,9 (hier und im Folgenden Vergleichswert aus Februar I: 2,1) eingestuft. Auf Platz zwei liegt mit 1,0 (1,0) erneut Hendrik WĂŒst, auf Platz drei dann Markus Söder mit 0,0 (minus 0,2). Danach folgen â bereits im Negativbereich â Friedrich Merz mit minus 0,1 (minus 0,5), Robert Habeck mit minus 0,2 (minus 0,3) und Olaf Scholz mit minus 0,4 (minus 0,7), alle verbessert. Annalena Baerbock findet sich mit minus 0,6 (minus 0,6) auf Platz sieben, dann kommen Christian Lindner mit minus 1,2 (minus 1,5) und Sahra Wagenknecht mit minus 1,3 (minus 1,7). Schlusslicht bleibt Alice Weidel mit minus 2,5 (minus 2,8).
Starkes Interesse an der Bundestagswahl
Bemerkenswert ist das hohe Interesse an der anstehenden Bundestagswahl: 87 Prozent der Befragten, und damit deutlich mehr als in dem vergleichbaren Zeitfenster vor der letzten Bundestagswahl (Sep. 2021: 76 Prozent), interessieren sich nach eigenen Angaben (sehr) stark fĂŒr die Wahl. Nur 12 Prozent aller Befragten haben weniger oder gar kein Interesse daran.
Projektion: Kaum VerÀnderung
Wenn am nĂ€chsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wĂ€re, kĂ€me die SPD auf 16 Prozent (plus 1) und die CDU/CSU auf 30 Prozent (unverĂ€ndert). Die GrĂŒnen lĂ€gen bei 14 Prozent (minus 1), die FDP wĂŒrde 4 Prozent erreichen und die AfD 20 Prozent, beide unverĂ€ndert. Die Linke könnte mit 7 Prozent (plus 1) rechnen, das BSW weiterhin mit 4 Prozent und die sonstigen Parteien zusammen mit 5 Prozent (minus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen wĂŒrde. Von den politisch denkbaren Koalitionen wĂŒrde es bei diesem Ergebnis reichen fĂŒr eine Regierung aus Union und SPD und ganz knapp auch fĂŒr eine Regierung aus Union und GrĂŒnen.
Insgesamt geben diese Projektionswerte, bei denen auch die statistischen Fehlerbereiche von Umfragen zu berĂŒcksichtigen sind, lediglich das Stimmungsbild fĂŒr die Parteien zum jetzigen Zeitpunkt wieder und stellen keine Prognose fĂŒr den Wahlausgang am 23. Februar dar. Bis dahin kann es durch kurzfristige Entwicklungen, koalitionstaktische Ăberlegungen und unterschiedliche Mobilisierungserfolge der verschiedenen Parteien noch zu VerĂ€nderungen kommen. Zudem wissen 28 Prozent (Sep. 2021: 38 Prozent) noch nicht sicher, wen oder ob sie wĂ€hlen wollen. 72 Prozent geben an, dass es bei ihrer Wahlentscheidung bleibt. Das sind deutlich mehr Befragte als vor der Bundestagswahl 2021 (62 Prozent).
Koalitionsmodelle: Keine Variante ĂŒberzeugt
Bei der Bewertung verschiedener Koalitionsmodelle gibt es weiterhin keines, das eine Mehrheit der Befragten ĂŒberzeugen kann. Eine von der CDU/CSU gefĂŒhrte Koalition mit der SPD wird mit 39 Prozent noch am hĂ€ufigsten positiv beurteilt, vor drei Wochen waren dies nur 33 Prozent. 44 Prozent (vor drei Wochen: 48 Prozent) fĂ€nden ein solches BĂŒndnis schlecht (egal: 13 Prozent; vor drei Wochen 15 Prozent). FĂŒr eine Regierung aus SPD, GrĂŒnen und Linke unter FĂŒhrung der SPD sprechen sich lediglich 30 Prozent aus, 60 Prozent bewerten diese Konstellation negativ (egal: 7 Prozent).
Ăhnlich kritisch wird eine Koalition aus CDU/CSU und GrĂŒnen gesehen (62 Prozent; gut: 25 Prozent, egal: 10 Prozent) und die gröĂte Ablehnung erfĂ€hrt ein BĂŒndnis aus CDU/CSU und AfD (76 Prozent; gut: 18 Prozent; egal: 4 Prozent). Die PrĂ€ferenz der Befragten fĂŒr Schwarz-Rot zeigt sich auch bei der Frage, mit wem die CDU/CSU eine Regierung anstreben sollte, könnte sie es sich nach der Bundestagswahl aussuchen: 60 Prozent favorisieren dabei die SPD und nur 26 Prozent die GrĂŒnen. Wunsch und Erwartung liegen hier nicht weit auseinander: Dass sich die CDU/CSU fĂŒr eine Regierung mit der SPD entscheiden wĂŒrde, meinen 76 Prozent der Befragten, 13 Prozent glauben an Schwarz-GrĂŒn. In der UnionsanhĂ€ngerschaft fĂ€llt das Urteil in beiden Fragen noch klarer fĂŒr die SPD aus.
Wahlentscheidende Themen: Frieden/Sicherheit und Wirtschaft vorn
Ăhnlich wie vor zwei Wochen nennen die Befragten Frieden und Sicherheit (45 Prozent) sowie die Wirtschaft (44 Prozent) als wichtigste Themen fĂŒr die eigene Wahlentscheidung bei der Bundestagswahl. Auf Rang drei liegt â bei zwei möglichen Nennungen pro Befragtem â mit 39 Prozent die soziale Gerechtigkeit, gefolgt von FlĂŒchtlinge/Asyl (26 Prozent), vor Rente/Alterssicherung (22 Prozent) und Klimaschutz (22 Prozent).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgefĂŒhrt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 11. bis zum 13. Februar 2025 bei 1.348 zufĂ€llig ausgewĂ€hlten Wahlberechtigten telefonisch und online erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berĂŒcksichtigt. Die Befragung ist reprĂ€sentativ fĂŒr die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich betrĂ€gt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD 19 Prozent, CDU/CSU 29 Prozent, GrĂŒne 17 Prozent, FDP 3 Prozent, AfD 14 Prozent, Linke 9 Prozent, BSW 5 Prozent. Das nĂ€chste Politbarometer sendet das ZDF am Donnerstag, 20. Februar 2025.
Foto (c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen am 14. Februar 2025