Die Zufriedenheit mit der Ampel-Koalition ist seit Beginn des Kriegs in der Ukraine deutlich zurückgegangen. Waren im März noch 75 Prozent der Meinung, die Regierung leiste gute Arbeit (schlecht: 19 Prozent), so sagen das jetzt nur noch 49 Prozent. 44 Prozent stellen SPD, Grünen und FDP ein schlechtes Zeugnis aus, darunter jeweils Mehrheiten in den Anhängerschaften der Oppositionsparteien (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils „weiß nicht“).
Projektion: SPD, Union und Grüne verlieren
Von der Unzufriedenheit mit der Bundesregierung kann die CDU/CSU nicht profitieren. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, würden nicht nur die SPD und die Grünen im Vergleich zur Vorumfrage verlieren, sondern auch die CDU/CSU. So käme die SPD auf 18 Prozent (minus 1), die CDU/CSU auf 27 Prozent (minus 1) und die Grünen auf 22 Prozent (minus 1). Hinzugewinnen könnte die FDP mit jetzt 7 Prozent (plus 1) und auch die AfD mit 14 Prozent (plus 1). Die Linke bliebe bei 5 Prozent (unverändert), und die anderen Parteien erreichten zusammen 7 Prozent (plus 1), darunter keine Partei, die mindestens drei Prozent erzielen würde.
Top Ten: Trend nach unten
Bei der Beurteilung der zehn wichtigsten Politiker und Politikerinnen nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) haben die meisten Ansehensverluste, dabei erneut besonders deutlich Robert Habeck. Die beste Bewertung erhält jetzt Cem Özdemir mit einem Durchschnittswert von 0,5 (Anfang September: 0,7) auf der Skala von +5 bis -5. Auf Platz zwei liegt Annalena Baerbock ebenfalls mit 0,5 (0,8) und auch Olaf Scholz wird mit 0,5 (0,5) eingestuft. Robert Habeck fällt mit 0,4 (0,9) zurück auf Rang vier. Mit Abstand und im Minusbereich folgen Karl Lauterbach mit minus 0,1 (0,0), Christian Lindner mit minus 0,1 (minus 0,1), Markus Söder mit minus 0,2 (0,0) und Friedrich Merz mit minus 0,3 (minus 0,1). Noch deutlich schlechter werden Sahra Wagenknecht mit minus 1,3 (minus 0,7) und Alice Weidel mit minus 2,8 (minus 2,6) beurteilt.
Inflation: Hohe Preise für Mehrheit großes Problem
Die für die Befragten derzeit drängendsten Probleme im Land sind die Themen Energie und Versorgungssicherheit sowie die stark gestiegenen Preise. Nach 40 Prozent im Juli geben jetzt 57 Prozent an, dass ihnen diese hohen Preise persönlich große Probleme machen. Für 42 Prozent ist das nach eigenen Angaben nicht der Fall (Juli: 60 Prozent).
Entlastungsmaßnahmen: Mehrheit für Finanzierung durch neue Schulden
Die Bundesregierung hat gestern wegen der hohen Energiekosten ein großes, über Kredite finanziertes Hilfspaket zur Entlastung der Bürger angekündigt. Die meisten Befragten (57 Prozent) sprachen sich in dieser Woche für die Aufnahme zusätzlicher Schulden aus, um damit weitere Entlastungsmaßnahmen zu finanzieren. Nicht richtig fanden das 38 Prozent.
Ukraine: Lieferung von Kampfpanzern umstritten
Bei der Frage, ob Deutschland der Ukraine moderne Kampfpanzer liefern soll, gehen die Meinungen auseinander: 47 Prozent befürworten das, 43 Prozent lehnen das ab. Mehrheiten für eine Lieferung gibt es in den Anhängerschaften von SPD (54 Prozent), Union (55 Prozent), Grünen (62 Prozent) und FDP (51 Prozent), die meisten Anhänger der AfD (80 Prozent) und der Linken (64 Prozent) sprechen sich dagegen aus.
Deutlich gestiegen gegenüber August (26 Prozent) ist mit 42 Prozent der Anteil der Befragten, die davon ausgehen, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen wird. 41 Prozent bezweifeln einen Sieg der Ukraine (August: 59 Prozent).
Stabil zeigt sich dagegen der Wunsch nach Unterstützung der Ukraine durch Deutschland, auch wenn das bei uns mit hohen Energiepreisen verbunden ist. Nach 70 Prozent im Juli und 71 Prozent im August sind jetzt 74 Prozent dafür, die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Ein Fünftel (20 Prozent, Juli: 22 Prozent, August: 20 Prozent) will damit aufhören, um wieder zu niedrigeren Energiepreisen zu kommen, darunter mehrheitlich nur die AfD-Anhänger (70 Prozent).
Neue Corona-Maßnahmen ab Oktober
Die Zahl der Befragten, die ihre Gesundheit durch das Coronavirus gefährdet sehen, pendelt sich auf niedrigem Niveau ein. Derzeit befürchten das 30 Prozent, 59 Prozent sehen für sich keine Gefährdung. Die ab Oktober geltenden Corona-Maßnahmen sind für 71 Prozent gerade richtig. 19 Prozent halten Maskenpflicht im Fernverkehr, im ÖPNV und in Arztpraxen sowie Test- und Maskenpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen für übertrieben. Nur 9 Prozent meinen, die Maßnahmen müssten härter sein.
Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen West und Ost
Eine sehr große Mehrheit (92 Prozent) stimmt darin überein, dass die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten richtig war. Kurz vor dem Tag der deutschen Einheit sehen insgesamt 54 Prozent mehr Gemeinsames als Trennendes (40 Prozent) zwischen Ost- und Westdeutschland. Während für 57 Prozent der Befragten im Westen die Gemeinsamkeiten überwiegen (Unterschiede: 36 Prozent), bewerten das die Befragten im Osten genau andersherum: Für 57 Prozent stehen die Unterschiede im Vordergrund (Gemeinsamkeiten: 38 Prozent).
Foto: Die stark steigenden Preise in vielen Bereichen sind für mich ein großes Problem
(c) ZDF/Forschungsgruppe Wahlen