Magdeburg/ST. Zehn Jahre nach der Jahrhundertflut 2013 sieht Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann (Foto) Sachsen-Anhalt für künftige Hochwasserereignisse gut gerüstet, hält aber konsequente Investitionen in den Hochwasserschutz weiterhin für geboten. „Mit fortschreitendem Klimawandel steigt auch in Sachsen-Anhalt die Wahrscheinlichkeit von Extremwetter-Ereignissen“, betonte Willingmann am heutigen Dienstag. „Trockenheit ist das eine Extrem, schwere Starkregenfälle das andere. Beides wird aller Voraussicht nach häufiger eintreten. Auch wenn 75 Prozent der 1360 Kilometer Landesdeiche heute nach dem Stand der Technik DIN-gerecht saniert sind, liegen noch große Aufgaben in den kommenden Jahren vor uns.“
Acht Prozent der Deiche (116,5 Kilometer) sind noch immer dringend sanierungsbedürftig, weitere 17 Prozent (241 Kilometer) müssen nachgerüstet werden. Sanierung und Neubau von Hochwasserschutzanlagen sind deshalb auch ein Schwerpunkt der neuen Landeshochwasserstrategie „Stabil im Klimawandel“, die im Dezember 2022 vom Kabinett beschlossen wurde. Bis 2027 sollen 195 Maßnahmen für über 660 Millionen Euro umgesetzt werden. „Wir werden aber nicht nur Deiche sanieren, sondern den Flüssen etwa durch den Bau von Flutpoldern und durch Deichrückverlegungen mehr Raum geben. Dabei werden wir auch das Thema Wasserrückhalt von Anfang an mitdenken“, erklärte Willingmann weiter.
Damit sich Kommunen gegen Starkregen und Sturzfluten besser rüsten können, soll noch in diesem Jahr das Förderprogramm „Klima III“ mit einem Volumen von 25 Millionen Euro starten. Das Ministerium plant, die Errichtung kommunaler Anlagen des technischen Hochwasserschutzes sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserrückhaltevermögens mit einem Fördersatz von 90 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben zu unterstützen. Bis Ende 2023 werden zudem Starkregenhinweiskarten für das gesamte Land Sachsen-Anhalt erarbeitet. Die Karten werden vom Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) erstellt und sollen den Kommunen ab 2024 als Grundlage für die Gefahrenbewertung und Erstellung eines Starkregenrisikomanagementkonzepts dienen.
„Auch in Zukunft wird es keinen hundertprozentigen Hochwasserschutz geben“, betonte Willingmann weiter. Da jedoch nur jedes zweite Gebäude in Sachsen-Anhalt gegen Hochwasser oder Überschwemmungen durch Starkregen versichert ist, hält der Minister die Einführung einer verpflichtenden Solidarversicherung gegen Elementarschäden für notwendig. Und zeigt Unverständnis für die ablehnende Haltung des Bundesjustizministers. „In Zeiten des Klimawandels ist Schutz vor Starkregen und Hochwasser kein Problem einzelner, sondern aller“, so Willingmann. „Je mehr sich daran solidarisch beteiligen, desto überschaubarer sind die finanziellen Belastungen. Ich wünsche mir für dieses recht ernste Thema in der bundespolitischen Debatte weniger Ideologie und mehr Pragmatismus.“
Starke Regenfälle lösten Jahrhunderthochwasser 2013 aus
Starke Regenfälle im Osten und Süden Deutschlands haben das Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 ausgelöst. Schätzungen zufolge entstand dabei ein Gesamtschaden von 2,7 Milliarden Euro. 63.000 Menschen mussten landesweit evakuiert werden, fünf Menschen kamen ums Leben. Insgesamt wurden neun Deichbrüche an den Flüssen Elbe, Saale, Mulde, Weiße- und Schwarze Elster verzeichnet. Nach der Flut konnten Ende 2013 alle Deichbrüche, Deichschlitzungen und Böschungs- sowie Bermenrutschungen wieder fachgerecht verschlossen und gesichert werden. Die DIN-gerechte Sanierung der Deichbruchstellen erfolgte in den Jahren nach 2013 und ist abgeschlossen.
Quelle: Staatskanzlei
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